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Wissenschaft im Alltag: Die Rolltreppe



Advent, Advent. In diesen Tagen haben Kaufhäuser Hochkonjunktur, und auf mehreren Etagen präsentieren sie verlockende Angebote. Die nötige Infrastruktur, um Hunderte von Kunden tagtäglich zwischen den Stockwerken zu befördern, schaffen Rolltreppen. Auch in den Untergrund-Bahnhöfen der Großstädte haben diese auch Fahrtreppen genannten Anlagen derzeit Hochkonjunktur.

An einer Endloskette befestigt und von einem Elektromotor angetrieben, laufen Stufen aus Aluminiumdruckguss unablässig rundum. Dabei bilden die auf der Unterseite der Anlage abrollenden Stufen ein Gegengewicht zu den aufsteigenden. Wie ihr Verwandter, der Aufzug, muss auch die Fahrtreppe deshalb nur das Gewicht der Ladung – Personen samt Gepäck – tragen und Reibungskräfteüberwinden.

Die Hersteller bringen ihre Anlagen oft schon komplett montiert zum Einsatzort. Müssen nur drei bis sechs Meter Förderhöhe überwunden werden, sind Rolltreppen meist 30, maximal 35 Grad geneigt; bei größeren Distanzen verlaufen sie etwas flacher. Selten liegt die Einbauhöhe über 30 Meter, aber Ausnahmen bestätigen die Regel: In der U-Bahn von Kiew überwindet eine Rolltreppe 65 Meter Höhenunterschied.

Die Breiten der Stufen sind weltweit genormt und betragen 60, 80 oder 100 Zentimeter. Standardisiert sind auch die Fahrgeschwindigkeiten, die hier zu Lande bei 0,5, 0,65 oder 0,75 Meter pro Sekunde liegen. Die Betreiber ordern eine Rolltreppe anhand einer Bedarfsabschätzung: Theoretisch vermag eine auf den langsamsten Wert eingestellte Anlage mit den schmalsten Stufen stündlich 4500 Personen zu befördern.

Sicherer Betrieb sowie Zuverlässigkeit sind Grundforderungen. Deshalb verfügt jede solche Anlage über Nothalt-Schalter und Automatismen, um beispielsweise bei einem Stufenbruch oder eingeklemmten Gegenständen anzuhalten. Auch an die Robustheit werden hohe Ansprüche gestellt. So muss eine Fahrtreppe in Bahnhöfen 140000 Stunden absolvieren, das entspricht bei einer durchschnittlichen Betriebsdauer von zwanzig Stunden pro Tag immerhin zwanzig Jahren. Zum Vergleich: Ein Personenkraftwagen kommt im Durchschnitt gerade mal auf 4000 bis 5000 Betriebsstunden.


Wussten Sie schon ...


Die Idee, mit beweglichen Stufen Höhenunterschiede zu überwinden, hatte der Amerikaner George A. Wheeler; doch er scheiterte bei der Realisierung und musste sein 1892 angemeldetes Patent sechs Jahre später an Charles D. Seeberger verkaufen. Nach dessen Plänen baute der New-Yorker Aufzughersteller Otis einen funktionsfähigen Prototyp. Auf der Pariser Weltausstellung von 1900 beförderte der Otis Escalator die Besucher des amerikanischen Pavillons auf dessen erste Etage.

Selbst sehr lange Rolltreppen dürfen vollbesetzt nur um wenige Millimeter durchhängen. Andernfalls würden sich die Spalte zwischen den Stufen und diejenige zwischen den einzelnen Stufen und den seitlichen, feststehenden Blechen zu weit öffnen. Die Fahrgäste könnten hängen bleiben und sich verletzen.

Seit Mitte der 1990er Jahre bieten Fahrtreppen-Hersteller wartungsfreie Stufenketten an. Eine zusätzliche Schmierung ist nicht mehr erforderlich, es fällt kein zu entsorgendes Altöl an und die Brandgefahr ist weiter vermindert.

Fahrtreppen sollten wenig Strom verbrauchen. Deshalb laufen sie unbenutzt oft gar nicht oder mit verringerter Geschwindigkeit. Nähert sich ein Fahrgast, melden Radarsensoren, Lichtschranke oder Kontaktmatten dies an eine Steuerung und die Anlage wird hochgefahren.

Aus: Spektrum der Wissenschaft 12 / 2002, Seite 80
© Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH

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