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Astronomie und Bildung: Wie viel Astronomie braucht der Mensch?

Wer unsere naturwissenschaftlich-technisch geprägte Gesellschaft künftig verstehen und mitgestalten will, bedarf zunehmend auch des Blicks über die Erde hinaus. Doch in den meisten Bundesländern werden Schüler kaum dazu befähigt. Welche Inhalte der Astronomie sollten in allgemein bildenden Schulen vermittelt werden? Wie und in welchem Alter sollte das geschehen?
Schüler mit Teleskopen und Sonnenfinsternisbrillen

Um die aufgeworfenen Fragen beantworten zu können, muss zunächst dargestellt werden, in welchem Kontext die Astronomie zu den anderen Fachgebieten steht, insbesondere zur Physik. Deshalb wird zunächst die Beziehung dieser beiden Wissenschaften zueinander aus ihrer historischen Entwicklung heraus untersucht. Erst dann soll es um Inhalte und Organisationsformen der Schulastronomie gehen.

Physik und Astronomie

In frühen Kulturen hatte man mythisch geprägte Vorstellungen von der Natur. Experimente hatten nicht den Stellenwert wie in der modernen Wissenschaft seit Galilei (1564 – 1642). Wissen entstand vornehmlich durch direktes Beobachten von Naturerscheinungen und die Kraft des menschlichen Geistes. Ohne die experimentelle Methode war die Naturerkenntnis im Allgemeinen erschwert. Doch ein Gebiet kam allein mit Beobachten und Denken gut zurecht und konnte sich daher besser entwickeln als alle anderen: die Astronomie.

In Mesopotamien teilte man den Tag um 1700 vor unserer Zeitrechnung in 24 Stunden ein. Die Länge eines Jahres war auf 4,5 Minuten und die Zeit von Vollmond zu Vollmond auf wenige Sekunden genau bekannt. Man schuf die Grundlagen der Zeitbestimmung, Kalenderrechnung und Astronavigation. Damit förderte die Astro­nomie die geistig-kulturelle, technologische und wirtschaftliche Entwicklung. Schon lange vor Beginn unserer Zeitrechnung wurde sie als methodischer Prozess der objektiven Erkenntnisgewinnung sichtbar, bediente sich mathematischer Methoden und entwickelte sich zur ersten Naturwissenschaft. In der Physik finden wir die Mathematik erst später, bei Archimedes.

Zum Erfolg der Astronomie trug allerdings auch eine aus heutiger Sicht unwissenschaftliche Aufgabe der Astronomen bei: die Astrologie, das heißt Sterndeutung. Was die Menschen dazu bewog, erfahren wir bei Platon. Er war überzeugt, dass die Planeten Götter oder zumindest Anzeiger göttlichen Willens sind. Daher der Glaube, man könne an der Stellung und Bewegung der Planeten die Absichten der Götter ablesen und damit künftige irdische Ereignisse vorhersagen. Zum Schaden der Astronomie war diese Auffassung nicht. Denn auch dadurch entstanden umfassende Beobachtungsreihen, die oft über Jahrhunderte geführt wurden und wertvolle wissenschaftliche Erkenntnisse hervorbrachten …

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  • Literaturhinweise

Versch. Autoren: Astronomie und Bildung. Sterne und Weltraum 1/2010, S. 48 – 61

Clausnitzer, L.: Das Smartphone als Himmelserklärer. Sterne und Weltraum 6/2015, S. 74 – 78

Weitere Informationen und Material unter www.lutz-clausnitzer.de

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