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Publizierter Unsinn. Ein ärgerniserregendes Buch über Grenzfragen der Wissenschaft

Das Buch „Spiegelbild der Sterne — Das Universum jenseits der sichtbaren Welt“ von Michael Baigent ist kein populärwissenschaftliches, sondern lediglich ein populäres Buch, und es erhebt auch gar nicht den Anspruch wissenschaftlicher Exaktheit. In einer Buchhandlung würde man es unter der Rubrik „Esoterik/New Age“ suchen müssen. Eine Kostprobe: „In diesem Buch werden wir uns mit geistigen Fähigkeiten befassen, die so außergewöhnlich erscheinen, dass sie zunächst nur schwer zu glauben sind.“ So schreibt der Autor in seiner Einleitung. Diese Aussage trifft den Nagel auf den Kopf, wobei gesagt werden muss, dass die „Erklärungen“, sofern sie für die unterschiedlichen Phänomene überhaupt angeboten werden, noch viel unglaubwürdiger sind als die Phänomene selbst — und erst recht nicht wissenschaftlich exakt. Der Autor versteht es, physikalische Begriffe geschickt in seine Erzählungen einzubauen, um so den Anschein einer wissenschaftlichen Beschreibung zu erwecken. In dem Unterkapitel „Zeitreisen“ zu Kapitel 4 verwendet er beispielsweise Begriffe wie „elektromagnetisch kontrolliertes Flüssigplasma“ (was immer das auch sein mag) oder stützt sich auf „irgendwelche Interferenzen“, die „im Spiel“ gewesen seien. Denselben Zweck des Anscheins einer wissenschaftlichen Abhandlung haben die recht umfangreichen Anmerkungen und das gedehnte Literaturverzeichnis, auf das in den Anmerkungen immer wieder verwiesen wird. Bei näherem Hinsehen zeigt sich jedoch sofort, dass die angegebenen Quellen bis auf wenige Ausnahmen in dieselbe Kategorie von Literatur einzuordnen sind wie das vorliegende Buch und keineswegs verlässliche wissenschaftliche Artikel aus renommierten Fachzeitschriften o.Ä. darstellen. Inhaltlich beginnt das Buch im ersten Kapitel mit den „Geheimnissen des alten Ägypten“. Hier geht es um Pyramidenbau und Totenkult. Das zweite Kapitel behandelt die „magische Kunst der Alchemie“. Hier verknüpft der Autor den Begriff „Glaubenssystem“ geschickt mit dem Begriff „Wissenschaft“ und zieht daraus eine furiose Schlussfolgerung: Wenn die Wissenschaft ein Glaubenssystem darstellt, das in sich unvollständig ist (weil es bestimmte, „übersinnliche“ Phänomene nicht beschreiben kann), dann muss es auch andere Glaubenssysteme mit derselben Existenzberechtigung oder Seriosität geben, die eben diese Phänomene erklären können. Es folgen drei Kapitel über Hellsehen, „Remote Viewing“ und „Außerkörperliche Erfahrungen“ — wobei auch Schilderungen von UFO-Sichtungen nicht fehlen —, die alle gemeinsam haben, dass in den meisten der geschilderten Fälle das Wort der Person, die ein bestimmtes Phänomen erlebt hat, ausreicht, um es als glaubwürdig darzustellen. (Zitat: „Angesichts dieser Formulierungen dürfte es wenig Grund geben, die Leistungen McMoneagles allein deshalb abzutun, weil sie den gemeinhin akzeptierten Theorien über die Welt, in der wir leben, zuwiderlaufen.“) In Kapitel 6 beschäftigt sich der Autor mit dem Urknall und der Entstehung der Welt. In einfachen Worten schildert er die Urknalltheorie und gleich im Anschluss einige Probleme, ohne jedoch nur mit einem einzigen Wort darauf hinzuweisen, dass die Urknalltheorie selbst mittlerweile in Fachkreisen als zu einfach bzw. überholt gilt, und es moderne Theorien über die Entstehung des Universums gibt, die auch die Quantenphysik mit einbeziehen (s. z.B. Spektrum der Wissenschaft 8/2001, Seite 12ff.) Bei dem Versuch, das Universum zu erklären, werden die Aussagen von namhaften Wissenschaftlern wie Niels Bohr oder Stephen Hawking gleichgestellt mit denen von Fritjof Capra und anderen New-Age-Autoren. Das Buch schließt mit Kapiteln über Reinkarnation, Hypnose (hier lohnt sich ein Vergleich mit SdW 12/2001, Seite 70ff., um die unterschiedliche Qualität der beiden Darstellungen zu verdeutlichen), Nahtoderfahrungen und über den Gottesbegriff. Fazit: Für Menschen, die Freude an esoterischer Literatur haben und sich nicht daran stören, dass Zusammenhänge ohne jeden Anspruch an Glaubwürdigkeit oder wissenschaftliche Exaktheit dargestellt werden, mag das Buch lesenswert sein. Für alle anderen gilt der Tipp, das Geld lieber irgendwo sinnvoll auszugeben.

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